BW7-Logo BG
BW7-Logo
Ergebnis 1 bis 8 von 8

Thema: in den Wichskabinen West-Berlins die Wirklichkeit beklagen und nach dem Lebenssinn su

    BW7 Portal
  1. #1
    Senior Member
    Registriert seit
    08.07.2009
    Beiträge
    143

    Berichte in der Verlosung
    Davon in der Verlosung:
    Insgesamt: 44
    letzte 365 Tage: 0
    letzte 30 Tage: 0
    letzte 7 Tage: 0
    Danke
    16
    Erhielt 208 Danke für 84 Beiträge

    in den Wichskabinen West-Berlins die Wirklichkeit beklagen und nach dem Lebenssinn su

    Wunderbar, eine Zeitreise zurück in mein West-Berlin der Achtziger Jahre, mit einstürzenden Altbauten, mit Berlinzulage und mit seiner schlecht überschminkten Grundverzweiflung. Obwohl der Regisseur mit seinem Machwerk die eigene depressive Jugend, ungeliebt von beiden Elternteilen, künstlerisch abarbeitet, schafft er es mit Humor zurückzublicken. Und er, der Regisseur, jobbte damals tatsächlich in der Peepshow am Bahnhof Zoo, dieser Teil ist autobiographisch, um die diese Story kreist. Wer wie ich langjähriger Stammkunde in den Peepshows in der Uhlandstraße, gleich daneben gab es die beste Mini-Pizza der Stadt, in der Kantstraße, gleich gegenüber dem Theater des Westens, und in der Martin-Luther-Straße war, für den ist dieser Film ein genialer Flashback in eine Zeit, die ein für allemal vorbei ist. Die letzte Peepshow Berlins, das Big Sexyland, schloss vor gut einem Jahr, wo noch immer dieselben dominikanischen Frauen die Grätsche machten, die dies schon vor zwanzig Jahren taten. Nur eben deutlich weniger engagiert. Und deutlich in die Breite gegangen. Nur den Allertreuesten, die nach dem betreuten Masturbieren wohl schon süchtig waren, war es noch einen Euro wert. Das Ende war absehbar. Und es war gerechtfertigt.

    Um diesen Film angemessen zu würdigen und ihn vor allen Dingen in der halbwegs schmuddeligen Atmosphäre von Mauerzeiten genießen zu können, fahre ich extra nach Kreuzberg. Das Kino Babylon in der Nähe des Kottbusser Tors ist mein Ziel. Allein schon die geruchlich stark mitteilungsbedürftigen Obdachlosen in der U-Bahn versetzen mich mühelos in die Achtziger. Auch das Kino riecht. Mehr so kellermuffig-schimmlig, was nicht ganz das Original-Peepshow-Aroma trifft, das so eine Melange aus beißenden Desinfektionsmitteln und abgestandenem männlichem Sperma-Moschus war. Man hat’s schon in der Nase, wenn man nur dran denkt.

    Hey, und die wohlduftende junge Kassiererin drückt mir sogar noch umsonst ein Programmheft in die Hand. Da immer montags Kinotag ist, brauche ich nur 6,50 Euro zu bezahlen. Eine Filmflatrate, mit der man so oft in die Kinos der Yorckgruppe gehen darf wie man möchte, kostet monatlich nur sensationelle 18,90 Euro. Interessant. Die Cineastwerdung muss also nicht teuer sein.

    Bei der Bahnhof-Zoo-Peepshow (die in der Realität übrigens die schlechteste ihre Sorte war, weil man sich dort überaus erfolgreich auf die Touristenabzocke spezialisierte, und worin es überhaupt keinen rotierenden Peepkessel gab) handelt es sich, dass will uns dieser Film glauben machen, um den heimlichen Mittelpunkt von West-Berlin. Ein Mekka für frustrierte Ehemänner und solchen Singlesorten, die es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch für sehr lange Zeit bleiben werden. Auf der Drehscheibenbühne im Film räkelt sich Sina, das Schlangenmädchen, beäugt von Männern in schlecht sitzenden Anzügen, mit Schweißperlen auf der Stirn, in zu engen Kabinen, mit Schnell- und Weitspritzerqualitäten, die seinesgleichen suchen. Der Filmheld ist als Wichsewegwischer engagiert, den Job gab’s wirklich, mit Wischmop und Wassereimer. Ja, dieser Film karikiert die schon damals als völlig verrückt und abseitig empfundenen Realitäten auf eine Weise, dass einem nur noch das Lachen als Reaktion übrig bleibt. Oder, wenn einem als Zuschauer der Zeitgeist und das Wichserzentrum Peepshow fremd ist, wohl nur unverständliches Achselzucken. Die Gesellschaftsschichten um die Peepshow herum sind absichtsvoll stark übertrieben dargestellt, was das Gelungene an diesem Spielfilm ist, aber ich glaube jeder echte Punker fühlt sich mit der wenig treffgenauen Charakterisierung seines Lebensgefühls beleidigt. Dies ist eine ziemlich eklatante Drehbuchschwäche. Wenn der Film „Peepshowdorf Berlin“ geheißen hätte und ohne gesellschaftskritischen Überbau daherkäme, würden Touristen leichtgläubig denken „det war Berlin“.
    So aber nicht.

    Gute Unterhaltung ist‘s trotzdem. Ein schwuler Nazi fordert lautstark „Arschficken für alle“, verkehrt gerne in einem Darkroom, der sich ausgerechnet Rektum nennt, sämtliche Einwohner scheinen sich permanent grundlos in Grund und Boden zu saufen. „Einen Wodka bitte“, versucht der Protagonist erfolglos seine Bestellung aufzugeben. Der Filmheld versucht seinem Begehr mit verstärkter Lautstärke Aufmerksamkeit zu verschaffen: „könnte ich vielleicht einen Wodka bekommen?“ Woraufhin der Barkeeper genervt entgegnet: „jetzt hast du mich aus meinen Gedanken gebracht.“

    Dass der Filmheld gleich mit zwei Peeperinnen eine Beziehung eingeht, mit der Einen meint er’s ernst, die Andere macht ihm eine eifersüchtige Szene, dass ein Diebstahl und der schwunghafte Drogenhandel sowohl den Peepshowbesitzer als unseren Hauptdarsteller-Punk ins Gefängnis bringt, fühlt sich an wie Beiwerk. Denn was der Regisseur eigentlich sagen wollte war bloß: ich war ein ungeliebtes Kind und schaffe es deshalb noch heute partout nicht, diese verfickte Welt zu lieben. Sollte er den Mut finden, sowas brachial ehrlich und mit ähnlich humorvollem Blick zurück zu inszenieren, die Welt würde ihn verstehen. Und verehren.

    http://eslebederpunk.x-verleih.de/
    https://www.facebook.com/ESLEBEDERPUNK
    http://www.yorck.de/kinos/detail/100008/Babylon

  2. Folgende 5 Benutzer sagen Danke zu spritzundgo für den nützlichen Beitrag:


  3. #2
    Senior Member
    Registriert seit
    26.09.2002
    Ort
    near Stuttgart
    Beiträge
    1.393

    Berichte in der Verlosung
    Davon in der Verlosung:
    Insgesamt: 107
    letzte 365 Tage: 7
    letzte 30 Tage: 0
    letzte 7 Tage: 0
    Danke
    5.969
    Erhielt 669 Danke für 368 Beiträge

    Cool Ooooh ja....

    .... Die gute alte Zeit....
    Mai '86 mit 15 zum ersten mal in einer peep show..... Big sexyland..... war süchtig danach ;-)

  4. Folgender Benutzer sagt Danke zu Dido für den nützlichen Beitrag:


  5. #3
    Senior Member
    Registriert seit
    17.08.2008
    Beiträge
    735

    Berichte in der Verlosung
    Davon in der Verlosung:
    Insgesamt: 19
    letzte 365 Tage: 1
    letzte 30 Tage: 0
    letzte 7 Tage: 0
    Danke
    584
    Erhielt 761 Danke für 325 Beiträge
    Zitat Zitat von spritzundgo Beitrag anzeigen
    ... Peepshow am Bahnhof Zoo ...
    Ich hab Berlin erst in den 90ern kennengelernt - ist die identisch mit der "Life-Show" (schrieb sich, meine ich mich zu erinnern, tatsächlich mit "f") im "Aschinger-" bzw. "Botag-Haus" (Joachimstaler Str. 1-3 - wird derzeit anscheinend abgerissen), die dann um 1997 herum durch ein "World of Sex"-Shop (ohne Show) ersetzt wurde?

  6. Folgender Benutzer sagt Danke zu FrancisFukuyama für den nützlichen Beitrag:


  7. #4
    Senior Member
    Registriert seit
    08.07.2009
    Beiträge
    143

    Berichte in der Verlosung
    Davon in der Verlosung:
    Insgesamt: 44
    letzte 365 Tage: 0
    letzte 30 Tage: 0
    letzte 7 Tage: 0
    Danke
    16
    Erhielt 208 Danke für 84 Beiträge
    Zitat Zitat von FrancisFukuyama Beitrag anzeigen
    Ich hab Berlin erst in den 90ern kennengelernt - ist die identisch mit der "Life-Show" (schrieb sich, meine ich mich zu erinnern, tatsächlich mit "f") im "Aschinger-" bzw. "Botag-Haus" (Joachimstaler Str. 1-3 - wird derzeit anscheinend abgerissen), die dann um 1997 herum durch ein "World of Sex"-Shop (ohne Show) ersetzt wurde?
    Hallo FrancisFukuyama,
    das Gebäude, in dem das peinliche Beate-Uhse-Museum ihr Domizil hatte, wird aktuell abgerissen. (Meldung vom Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/berlin/be.../11453172.html). Damit liegst du richtig. Du kannst einen ganz kurzen Blick auf die damalige Peepshow in dem Ausschnitt dieser Fernsehsendung erhaschen: http://www.rbb-online.de/stilbruch/a...r-roehler.html

    Darin sieht man, dass die Außenreklame wirklich aus dem lila geschriebenen Wort Peepshow bestand. Es gab in dieser Zeile aber schon immer mehrere solcher Läden, darunter auch ein Sexkino. Das World-of-Sex befand sich ja in der ersten Etage, die Peepshow war jedoch im Erdgeschoss. Wenn mich meiner Erinnerungen nicht trügen ...

  8. Folgender Benutzer sagt Danke zu spritzundgo für den nützlichen Beitrag:


  9. #5
    Senior Member
    Registriert seit
    17.08.2008
    Beiträge
    735

    Berichte in der Verlosung
    Davon in der Verlosung:
    Insgesamt: 19
    letzte 365 Tage: 1
    letzte 30 Tage: 0
    letzte 7 Tage: 0
    Danke
    584
    Erhielt 761 Danke für 325 Beiträge
    So, inzwischen hab ich mir den Film auch angeschaut, zuvor dessen Romanvorlage „Mein Leben als Affenarsch“ gelesen (von der der Film erheblich abweicht) und hinterher jede Menge zum Thema herumgegoogelt. Hier nun meine gesammelten „Weisheiten“:

    Zitat Zitat von spritzundgo Beitrag anzeigen
    er, der Regisseur, jobbte damals tatsächlich in der Peepshow am Bahnhof Zoo, dieser Teil ist autobiographisch, um die diese Story kreist. […]
    Bei der Bahnhof-Zoo-Peepshow […] handelt es sich, dass will uns dieser Film glauben machen, um den heimlichen Mittelpunkt von West-Berlin.
    Auch wenn es in vielen Rezensionen suggeriert wird – weder im Film noch im Buch wird spezifiziert, in welcher konkreten Peepshow der Held arbeitet.

    Gedreht wurde „in einer der letzten noch authentischen Peepshows in Bochum“, laut FAZ: http://www.faz.net/aktuell/gesellsch...ue#pageIndex_2

    Die Peepshow am Bahnhof Zoo, in der er selbst gearbeitet hat, bezeichnete Roehler 2010 (er gibt diese Story also jetzt nicht zum ersten Mal zum Besten …) gegenüber der SZ als „[die] Staudinger Liveshow neben Burger King“: http://www.sueddeutsche.de/kultur/os...uen-1.482549-3

    Zitat Zitat von spritzundgo Beitrag anzeigen
    […] worin es überhaupt keinen rotierenden Peepkessel gab […]
    Zitat Zitat von spritzundgo Beitrag anzeigen
    Du kannst einen ganz kurzen Blick auf die damalige Peepshow in dem Ausschnitt dieser Fernsehsendung erhaschen: http://www.rbb-online.de/stilbruch/a...r-roehler.html. Darin sieht man, dass die Außenreklame wirklich aus dem lila geschriebenen Wort Peepshow bestand.
    Wir meinen sicherlich die gleiche Peepshow.

    Die zwei dicht beieinanderliegenden Türen, die in dem in „Stilbruch“ gezeigten Doku(?)-Filmausschnitt zu sehen sind, sind schon sehr charakteristisch.

    Und in „meiner“ Show gab es keine Drehbühne und keine Sehschlitze oder „Rolläden“, die sich gegen Geldeinwurf öffnen - sondern „Solokabinen“ mit halbhoher Glasscheibe, wo man eine „Handmassage“ bekommen und mit Glück auch Brüste anfassen konnte, und „Supersolo“ mit einer primitiven Liege, wo es auch Verkehr gab.

    Aus welchem Anlaß die „Doku“ wohl gedreht wurde? Da sind ja sämtliche Gesichter der Gäste zu sehen – heute, im Datenschutz-Zeitalter, wohl undenkbar. (Oder das Ganze war doch irgendwie gestellt …)

    Die erwähnten Türen – in der „Doku“ ganz offen, in meiner Erinnerung waren zumindest Vorhänge davor, aber „streifenförmige“, die einem durchaus noch Einblicke gewährten – machten die Peepshow zu einem niedrigschwelligen Angebot; man hatte das Gefühl, leicht rein und auch leicht wieder raus zu kommen …

    Die Leuchtreklame habe ich nicht so in Erinnerung – vielleicht wurde sie mal geändert.

    Zitat Zitat von spritzundgo Beitrag anzeigen
    Das World-of-Sex befand sich ja in der ersten Etage
    Der letzte Mieter der ehemaligen Peepshow-Räume war offenbar ein Schuhladen namens „G & G“ (http://gundgmode.de/).

    Ich bin mir aber sicher, daß auf die Peepshow zunächst World of Sex gefolgt ist. Ich meine allerdings, daß World of Sex zur gleichen Zeit auch etwas weiter links in der Passage noch andere Räumlichkeiten hatte.

    In die erste Etage haben die sich, schätze ich, erst später ausgedehnt – Mitte der 90er Jahre waren im Obergeschoß Aldi und Schlecker drin, vgl. dazu auch dieses Foto: http://www.gettyimages.de/detail/nac...foto/545669537

    Unmittelbar links der Peepshow-Türen war der Eingang zur Disco „Latino Live“ (eine abwärts führende Treppe in einer Art Schaufenster), zuletzt war dort dann offenbar eine Spielhalle namens „Joker Casino“ drin.

    Rechts der Peepshow muß der Zeitungsladen mit der durch einen Vorhang abgetrennten Porno-Abteilung gewesen sein und daneben, an der Ecke zur Hardenbergstr., war dann das „Presse Café“ – später wurde beides zu Burger King.

    Zitat Zitat von spritzundgo Beitrag anzeigen
    Die letzte Peepshow Berlins, das Big Sexyland, schloss vor gut einem Jahr
    Rein ästhetisch sicherlich kein Verlust. Aber das Sexyland war doch irgendwie ein Stück Berlin – schließlich war es durch seine (bekanntlich jahrzehntelang unveränderte) Plakatwerbung überall in der Stadt präsent. Und wie die Zoo-Peepshow zählt es zu meinen frühesten Paysex-Erfahrungen …

  10. #6
    größter Arsch im Forum, der String-Tanga trägt Avatar von thevisitor
    Registriert seit
    12.11.2007
    Ort
    Schwaben
    Beiträge
    9.222

    Berichte in der Verlosung
    Davon in der Verlosung:
    Insgesamt: 126
    letzte 365 Tage: 9
    letzte 30 Tage: 0
    letzte 7 Tage: 0
    Danke
    15.173
    Erhielt 7.250 Danke für 3.785 Beiträge
    (Post kann gelöscht werden)
    Geändert von thevisitor (15.04.2015 um 09:32 Uhr) Grund: hat sich erledigt

  11. #7
    Senior Member
    Registriert seit
    17.08.2008
    Beiträge
    735

    Berichte in der Verlosung
    Davon in der Verlosung:
    Insgesamt: 19
    letzte 365 Tage: 1
    letzte 30 Tage: 0
    letzte 7 Tage: 0
    Danke
    584
    Erhielt 761 Danke für 325 Beiträge
    Heute zufällig entdeckt: ein Filmchen über Peepshows von 1982, offenbar anlässlich des damaligen Gerichtsurteils entstanden:

    https://www.facebook.com/rbb24.de/vi...7430188867548/

    Falls jemand die gezeigte Peepshow eindeutig identifizieren kann, wäre ich neugierig darauf.

  12. #8
    Senior Member
    Registriert seit
    30.04.2015
    Ort
    im Nicht-mehr-Schreiber-Land
    Beiträge
    1.376

    Berichte in der Verlosung
    Davon in der Verlosung:
    Insgesamt: 42
    letzte 365 Tage: 5
    letzte 30 Tage: 0
    letzte 7 Tage: 0
    Danke
    1.765
    Erhielt 1.086 Danke für 532 Beiträge
    Könnte Stuttgart gewesen sein, auch des schwäbischen Slangs wegen.
    Die Türen waren in der Farbe

  13. BW7 Portal
  14. Folgender Benutzer sagt Danke zu micha45 für den nützlichen Beitrag:


Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •